Berühmte Görzker
Inhaltsverzeichnis
1. Peter Hagendorf (1601 - 1679), Richter und Bürgermeister in Görzke
2. Friedrich Wilhelm Dunckelberg (1773 - 1844), Baumeister
3. Dr. theol. hc. Eva Zeller (geb. 1923), Schriftstellerin
Peter Hagendorf (1601 - 1679), Richter und Bürgermeister in Görzke
Peter Hagendorf (* wohl 1601 oder 1602 im Fürstentum Anhalt-Zerbst[1]; möglicherweise beerdigt am 4. Februarjul./ 14. Februar 1679greg. in Görzke[2]) war ein Söldner im Dreißigjährigen Krieges. Er hinterließ ein umfangreiches Tagebuch, das als einziges Zeugnis des Söldnerlebens im Dreißigjährigen Krieg gilt.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt des Tagebuchs[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das Tagebuch beginnt Anfang der 1620er Jahre, die erste konkrete Jahreszahl ist 1625. Es schildert, wie Hagendorf mit seinem besten Freund Christian Kresse aus Halle am Bodensee entlang, durch die Schweiz nach Italien marschiert, um dort am Veltliner Krieg teilzunehmen. Sie klettern in den Alpen und dabei stürzt Kresse vermutlich im Nebel ab.[3]
Hagendorf wandert wieder zurück nach Deutschland und lässt sich aus Geldmangel 1627 in Ulm erneut als Söldner anwerben. Nach der Ankunft am Musterplatz heiratet Hagendorf seine erste Frau Anna Stadler aus Traunstein, die ab diesem Zeitpunkt mitmarschiert. Sie bekommt vier Kinder, von denen keines länger als zwei Jahre lebt. Als Anna aufgrund der Folgen der letzten Geburt in einem Münchner Krankenhaus stirbt, trifft Hagendorf das hart.[4]
Zwei Jahre lang alleinstehend, schildert er u. A. zwei Begegnungen mit Frauen.
„Alhir sindt wir 8 tage stilgelehgen, vnd de stadt ausgeplundert, Alhir habe ich fur meine beute, ein huebsches medelein bekommn vnd 12 tall am gelde kleider, vnd weiszeug gnug wie wir sindt auffbrochen habe Ich sie wieder nach lanshut geschiegket.“[5]
„Alhir habe Ich auch [in Pforzheim] ein Iunges medges (?) herausgefuhret, Aber // Ich habe sie lassen wieder hinein gehen, den sie hatt mir must, weiszeug herraus tragen, welches mir offt Ist leit gewessen, den ich hate auff dies mal kein Weieb,...“[6]
Jan Peters interpretiert das sowohl als mögliche Entführung, als auch als Begegnung mit sog. Trosshuren.[7][8] 1635 heiratet Hagendorf in Pforzheim seine zweite Frau, Anna Maria Buchler, die Tochter von Martin Buchler, der zusammen mit seiner Frau mitmarschiert, laut Peters vermutlich ebenfalls ein Landsknecht. Mit ihr bekommt Hagendorf während des Krieges noch sechs weitere Kinder.[9]
Hagendorf ist an der Erstürmung von Magdeburg beteiligt, wo er schwer verwundet wird.[10] Er kämpft hauptsächlich im Regiment Pappenheim, wurde zwischenzeitlich jedoch auch von den Schweden zwangsrekrutiert – eine im Dreißigjährigen Krieg übliche Praxis.[11] Seinen Sohn Melchior Christoph (Melchert Christoff) gibt er, als dieser aus dem Kleinkindalter herauswächst, zu einem evangelischen Pfarrer in Pflege.[12] Melchior Christoph und eine nachgeborene Tochter Anna Maria sind bis zum Schluss der Aufzeichnungen Hagendorfs am Leben.
Den Westfälischen Frieden erlebt Hagendorf in Memmingen und sieht ihn zwiespältig, da ihm dadurch seine Lebensgrundlage genommen wird und er sich nun mit Hilfsarbeit wie der eines Nachtwächters herumschlagen muss. Er beschreibt, wie sich seine Alkoholsucht nach Ende des Krieges wieder verstärkt Bahn bricht und sich seltsame Unfälle häufen, die laut Peters auf ein Unvermögen hinweisen, mit dem Frieden zurechtzukommen. Im Mai 1649 holt er seinen Sohn – ohne eine weitere Erläuterung im Tagebuch – vom Pfarrer im 260 km weit entfernten Altheim ab. Am 26. September 1649, nur einen Tag nach der Abdankung von seinem Regiment, wo er 39 Gulden (drei Monatsgehälter) Abfindung erhalten hatte, fährt er mit Sohn, Tochter und Frau los. Er reist in hohem Tempo Richtung Nordosten, durchquert am 26. September Babenhausen, am 27. Günzburg, am 28. Gundelfingen, am 29. Nördlingen, am 30. Öttingen. Einen letzten Städtenamen interpretiert Jan Peters als einen Ort namens Straßburg. Danach reißen die Aufzeichnungen ab. Wohin seine Reise mit der Familie geht, bleibt offen.[13]
Entstehung und Analyse des Tagebuchs[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Im Jahr 1648, nachdem Hagendorf etwa 22.500 km durch Italien, das Heilige Römische Reich, die Spanischen Niederlande und das Königreich Frankreich gezogen war, erwarb er von seinem Sold 12 Bögen feines Papier, das er mit derben Fäden zusammenband, um darauf seine Kriegserlebnisse aufzuschreiben.
Sehr sicher war es die Reinschrift von vielen Zetteln. Der Historiker Marco von Müller stellte in seiner Magisterarbeit fest, dass nachweisbar Zettel durcheinandergeworfen wurden oder verloren gingen; so sind an einigen Stellen Textteile nicht ganz schlüssig und klingen, als ob sie aus der Erinnerung rekonstruiert wurden. Die Inhalte waren auf (ehemals) 192 Seiten mit meistens zwölf geraden Zeilen niedergeschrieben.
Die Sprache ist für damalige Verhältnisse ungewöhnlich kühl, mit stellenweise aufblitzender Ironie und sarkastischen Einwürfen.
Gefühle zeigt er bei Dingen, die ihn augenscheinlich begeistern, wie Natur, Mühlen und Architektur. So beschreibt er zwischen den Kampfphasen wortreich, detailliert und mit großer Anschaulichkeit Natur und Landschaften, zeigt lebhaftes Interesse an den jeweiligen Einwohnern und ihren kulinarischen Eigenheiten. Er verherrlicht den Krieg nicht. Distanziert beschreibt Hagendorf die Gräuel, die er mitansehen muss, aber auch selbst verursacht. Er spart auch nicht mit selbstkritischer Beleuchtung seiner eigenen Person. So wird sein Hang zum Alkoholismus beschrieben, den er zwar meistens gut im Griff hat, aber wenn er mal durchkommt, ihn in Schwierigkeiten bringt, meist finanzieller Natur. Seine Frauen liebt er aufrichtig. Seine Kinder beschreibt er reserviert solange sie noch Säuglinge sind. Erst als das erste, der Sohn Melchior Christoph, das Kleinkindalter erreicht, wird auch seine Beschreibung wärmer und gefühlvoller. Als das Kind anfängt die Dinge um sich bewusst wahrzunehmen, bringt er es fürsorgend bis zum Ende des Krieges bei einem Pfarrer und Lehrer unter.
Seine für die damalige Zeit und Umstände ungewöhnlich gehobene Bildung ermöglichte Hagendorf, höhere Posten und Positionen einzunehmen als andere Rekruten. So wurde er aufgrund seiner Lese- und Schreibkenntnisse vorzugsweise in bürokratischen Bereichen und als militärrechtlicher Richter eingesetzt. Er hatte auch Kenntnisse in Latein, war aber kein Intellektueller. Das Tagebuch ist, trotz der ausführlichen Schilderungen, überraschend unpolitisch. Er nimmt über all die Jahre keinerlei Position für eine Partei oder Religion ein. Sein gesamter Fokus ist auf das tägliche Überleben seiner Familie und seiner selbst ausgerichtet[14]
Fundgeschichte des Tagebuchs[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Vorbesitzer des Buches war der evangelische Berliner Pfarrer und Bücherexperte Gottlieb Ernst Schmid (1727–1814), der der Staatsbibliothek zu Berlin 1803 seine bedeutende Büchersammlung vermachte. Der erhaltene Teil des Tagebuchs umfasst einen Zeitraum von 24 Jahren zwischen 1625 und 1649. Die ersten 13 und die letzten drei Seiten fehlen.
Erste Recherchen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Jan Peters fand die Aufzeichnungen 1988 im Westberliner Handschriftenverzeichnis bei einem Besuch der Preußischen Staatsbibliothek in Berlin. Das Buch war zum Fundzeitpunkt 1988 in einem mitgenommenen Zustand, Wasserflecken und Rauchgeruch hatten Schrift und Papier zugesetzt. Peters übersetzte es ins zeitgenössische Deutsch und nach der Wende 1993 publizierte er es erstmals, allerdings war der Name des Autors Peter Hagendorf damals nur eine Vermutung. Der Historiker suchte noch in Chroniken nach Hinweisen für den Namen des Verfassers, wo dessen Kinder geboren und getauft worden waren, und woher seine Frauen stammten.
Im Tagebuch spricht der Anonymus von seiner Tochter Magreta, die am 3. November 1645 in Pappenheim zur Welt gekommen war. Im Kirchenbuch des lutherischen Pfarramtes findet sich der Name des Kindes als Anna Marget wieder, auch der Name der Mutter Anna Maria stimmt überein, und als Vater wird Peter Hagendorf genannt. Andere Quellen stützen diese Zuordnung.[15] Die Nachweise zur Identifizierung des Autors wurden von Marco von Müller erbracht, der seine Magisterarbeit 2004 an der FU Berlin bei Arthur Imhof und Jan Peters anfertigte.[16]
Name und Herkunft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Peter Hagendorfs Herkunft und das Taufdatum einer anderen Tochter konnten so ebenfalls ermittelt werden. Im ersten Kirchenbuch (1629–1635) von Engelrod (heute Ortsteil von Lautertal im Vogelsberg) findet sich folgender Taufeintrag:
„Eichelhain, Anno 1629, August 17., Elisabeth, Peter Hagendorffs, eines Soldaten von Zerbst Döchterlein…“[17]
Indirekte Hinweise im Buch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Mit der Herkunftsbezeichnung „Zerbst“ ist unklar, ob die Stadt Zerbst/Anhalt gemeint ist oder das Fürstentum Anhalt-Zerbst. Zerbst Stadt und Land liegen im sogenannten Fläming. Peters stellte selbst in Zerbst Nachforschungen an und fand heraus, dass mehrere Hagendorfs „zeitgleich“ wie Peter Hagendorf in Zerbst auftauchten, (obgleich er nicht näher angibt, wie er „zeitgleich“ definiert). Ein Jacob Hagendorf, dessen Kinder im selben Alter, wie die von Peter getauft werden, weist er eine mögliche Verwandtschaft als Bruder zu. Jan Peters fällt auch die Herkunft der Zerbster Hagendorfs auf: Buckau bei Ziesar, Litzow bei Glindow, ferner Brandenburg, Magdeburg, Wittenberg und andere Ortschaften in relativer Nähe.[18]
Filme und Dokumentationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Terra X: Der Dreißigjährige Krieg, Dokumentarfilm, ZDF, Deutschland 2018, Ausstrahlung am 9. und 16. September 2018, Vorankündigung mit Interviews mit Barbara Stollberg-Rilinger und Christian Pantle.[19]
- Die eiserne Zeit, Dokumentarfilm, ARD/Arte, Deutschland 2018, Ausstrahlung Sommer 2018, Produzent: Gunnar Dedio, Drehbuch: Yury Winterberg, mit Jan Hasenfuss als Peter Hagendorf [20]
- Glauben, Leben, Sterben. Dokumentarfilm, ARD (BR, MDR, SWR) und ORF, Deutschland 2018, von Stefan Ludwig, mit Robert Zimmermann als Peter Hagendorf.[21]
- Der Dreißigjährige Krieg (Teil 1) – Von Feldherren, Söldnern und Karrieristen. Dokumentarfilm, Bayerischer Rundfunk (BR), Deutschland 2011. Mit Matthias Klösel als Peter Hagendorf.[22][23]
Literatur (sortiert nach wissenschaftlicher Relevanz und Erscheinungsjahr)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Jan Peters (Hrsg.): Peter Hagendorf – Tagebuch eines Söldners aus dem Dreißigjährigen Krieg. (= Herrschaft und soziale Systeme in der Frühen Neuzeit, Band 14). V & R Unipress, Göttingen 2012, ISBN 978-3-89971-993-2.
- Jan Peters (Hrsg.): Ein Söldnerleben im Dreißigjährigen Krieg. Eine Quelle zur Sozialgeschichte. (= Selbstzeugnisse der Neuzeit. Quellen und Darstellungen zur Sozial- und Erfahrungsgeschichte, Band 1). Akademie Verlag, Berlin 1993, ISBN 3-05-001008-8.
- Hans Medick: Der Dreißigjährige Krieg - Zeugnisse vom Leben mit Gewalt, Wallstein-Verlag, Göttingen 2018, ISBN 978-3-8353-3248-5 (Kapitel „Die Täterperspektive eines Söldners”, S. 113–122 und Kapitel III.4 „Überleben eines Söldners und seiner Familie im Krieg”, S. 134–141)
- Marco von Müller: Das Leben eines Söldners im Dreißigjährigen Krieg. Magisterarbeit am Friedrich-Meinecke-Institut, 2005 (PDF; 5,6 MB)
- Peter Burschel: Himmelreich und Hölle. Ein Söldner, sein Tagebuch und die Ordnungen des Krieges. In: Benigna von Krusenstjern, Hans Medick (Hrsg.): Zwischen Alltag und Katastrophe. Der Dreißigjährige Krieg aus der Nähe. (= Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte, Band 148). 2. Auflage. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-35463-0, S. 181–194.
- Luise Wagner-Roos, Reinhard Bar: Zwischen Himmel und Hölle – Erinnerungen an ein Söldnerleben. In: Hans-Christian Huf (Hrsg.): Mit Gottes Segen in die Hölle – Der Dreißigjährige Krieg. Ullstein-Verlag, Berlin 2001, ISBN 978-3-548-60500-5, S. 104–127.
- Christian Pantle: Der Dreißigjährige Krieg. Als Deutschland in Flammen stand. Vom Rauben, Morden und Plündern und der Menschlichkeit im Krieg. Propyläen Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2017, ISBN 978-3-549-07443-5.
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Kathrin Halfwassen: Ein Leben für den Tod. In: Zeit Online, 5. Januar 2018.
- Christian Röther: Wenn Historiker und Freizeitforscher zusammenarbeiten, Beitrag im Deutschlandfunk vom 16. August 2018.
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Hochspringen ↑ In den div. Kirchenbucheinträgen steht „Soldat aus Zerbst“. Es ist nicht weiter ausgeführt, ob damit die Stadt Zerbst/Anhalt oder die Region Fürstentum Anhalt-Zerbst gemeint ist. Da sich die Stadt im gleichnamigen Territorium befindet und sich weitere Angaben auf einen anderen Ort als das zitierte „Zerbst“ beziehen, wird hier als Geburtsort die Region angegeben.
- Hochspringen ↑ Marco von Müller: Peter Hagendorf kehrt heim
- Hochspringen ↑ Tagebuch S. 2–14.
- Hochspringen ↑ Tagebuch S. 14–38.
- Hochspringen ↑ Tagebuch S. 44.
- Hochspringen ↑ Tagebuch S. 50.
- Hochspringen ↑ Jan Peters: Peter Hagendorf – Tagebuch eines Söldners aus dem Dreißigjährigen Krieg. 2012, Kapitel: Lebensweise und Soldatenkultur, S. 169.
- Hochspringen ↑ Tagebuch S. 38–50.
- Hochspringen ↑ Tagebuch S. 53 ff.
- Hochspringen ↑ Tagebuch S. 23–27.
- Hochspringen ↑ Tagebuch S. 39–48.
- Hochspringen ↑ Tagebuch S. 167.
- Hochspringen ↑ Tagebuch S. 173–176.
- Hochspringen ↑ Magisterarbeit M. v. Müller ff.
- Hochspringen ↑ Friedrich J. Ortwein (Hrsg.): Die Kirchenbücher Engelrod 1629–1698. Hannover und Köln 1993/2006, S. 4ff.
- Hochspringen ↑ Michael Kaiser: Rezension von: Jan Peters (Hg.): Peter Hagendorf - Tagebuch eines Söldners aus dem Dreißigjährigen Krieg, Göttingen: V&R unipress 2012, in: sehepunkte 13 (2013), Nr. 4 [15.04.2013]
- Hochspringen ↑ Ortwein, Kirchenbücher Engelrod, S. 179.
- Hochspringen ↑ Jan Peters: Peter Hagendorf – Tagebuch eines Söldners aus dem Dreißigjährigen Krieg. 2012, Kapitel: Forschungsstand und Themen des Tagebuchs, S. 199ff
- Hochspringen ↑ Terra X: Der Dreißigjährige Krieg. 1. August 2018, abgerufen am 2. August 2018.
- Hochspringen ↑ https://www.niccc.de/die-eiserne-zeit-leben-und-lieben-im-dreissigjaehrigen-krieg/
- Hochspringen ↑ Glauben, Leben, Sterben. Abgerufen am 30. Mai 2018.
- Hochspringen ↑ Der Dreißigjährige Kriege (Teil 1) – Von Feldherren, Söldnern und Karrieristen. In: Fernsehserien.de. Abgerufen am 30. Mai 2018.
- Hochspringen ↑ Toppler-Darsteller Klösel spielt Hauptrolle in BR-Film. In: Nordbayern.de. 7. Januar 2011, abgerufen am 30. Mai 2018.
Friedrich Wilhelm Dunckelberg ( 1773-1844), Baumeister
Friedrich Wilhelm Dunckelberg, auch: Dunkelberg (* 3. November 1773 in Görzke; † 12. Februar 1844 in Neustrelitz) war Kammeringenieur und Baumeister in Mecklenburg-Strelitz.
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Biographie
Dunckelberg erlernte nach Abschluss der Schule das Baufach und vervollkommnete sein Wissen unter Oberbaurat François Philipp Berson und Bauinspektor Bernhard Matthias Brasch beim Wiederaufbau der 1787 abgebrannten Stadt Neuruppin. Anschließend besuchte er Vorlesungen des Oberbaudepartements, der späteren Berliner Bauakademie, wo Friedrich Gilly, Jacob Wilhelm Mencelius, Johann Albert Eytelwein, Joachim Ludwig Zitelmann seine Lehrer waren. 1795 bestand er sein Examen als Feldmesser, legte jedoch nicht das architektonische Examen ab, welches seine Beschäftigung im Baufach zugelassen hätte. Danach wurde Dunckelberg der magdeburgischen Kriegs- und Domänenkammer überwiesen, die jedoch kaum Arbeit für ihn hatte. 1798 erklärte er sich bereit, eine Anstellung in Neuostpreußen anzunehmen, woraus jedoch nichts wurde. Schließlich bewarb er sich 1801 erfolgreich auf eine Stelle als Kammeringenieur (Feldmesser) in Mecklenburg-Strelitz. 1806 wurde er zum Landbaumeister befördert, arbeitete neben Christian Philipp Wolff und seinem Schwiegersohn Friedrich Wilhelm Buttel ab den 1820er Jahren nur wenig im Baufach.
Werke
- Gymnasium Carolinum in Neustrelitz (neoklassizistischer Stil)
- Bautätigkeit in Hohenzieritz: Kruggehöft (1802), Rundkirche, Schmiede
- Rundkirchen in Gramelow (1806) und Dolgen
- Fleether Mühle[1] bei Mirow
- Dorfkirche Rödlin[2]
- Beteiligung an der Erbauung des Kammerkanals sowie an der Kanalisierung der Havel
Einzelnachweise
- Webseite Fleether Mühle, abgerufen am 27. Oktober 2014
- Sabine Bock: Wer brachte den Klassizismus nach Rödlin? Zum 225. Geburtstag des Strelitzer Baumeisters Friedrich Wilhelm Dunckelberg (1773–1844) und zur 200. Wiederkehr seiner Ernennung zum Hofbaumeister 1808. In: Neue Schriftenreihe des Karbe-Wagner-Archivs Neustrelitz. Band 6, Thomas Helms Verlag, Schwerin 2008, S. 63–73.
Weblinks
Dr. theol. hc. Eva Zeller (geb.1923), Schriftstellerin
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Eva Zeller, geb. Feldhaus, verh. Dirks (* 25. Januar 1923 in Eberswalde) ist eine deutsche Schriftstellerin.
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Leben
Eva Zeller wuchs auf dem Rittergut ihrer Großmutter in Görzke auf. Da die Ehe der Eltern (Mutter: Elisabeth Feldhaus, geb. Bertrand; Vater: Franz Maria Feldhaus, Technikhistoriker) bereits 1924 geschieden wurde, kehrte ihre Mutter von Eberswalde nach Görzke zurück. Dort absolvierte sie die Schulzeit bis zum 14. Lebensjahr, anschließend bis zum Abitur (1941) im Internat in Droyßig bei Zeitz.
Nach dem Studium der Germanistik und Philosophie in Greifswald, Marburg und Berlin heiratete sie 1944 den Kirchenmusiker Wolf-Dietrich Dirks, der Anfang 1945 als Soldat im Russlandfeldzug verschollen ist. Im März 1945 wurde die Tochter Maren auf der Flucht geboren. Von 1947 bis 1950 unterrichtete sie in Görzke Junglehrer, gleichzeitig arbeitete sie als Lehrerin an der dortigen Zentralschule. 1950 heiratete sie den Pfarrer und Kunsthistoriker Reimar Zeller; 1951 kam Tochter Susanne zur Welt. Zwischen 1950 und 1956 wohnte sie in Hohenwerbig und Kleinmachnow. 1956 verließ sie die DDR und ging nach Südwestafrika (heute Namibia), wo ihr Mann die deutsche evangelische Gemeinde in Swakopmund betreute. 1958 wurden die Zwillinge Cordula und Joachim geboren. 1962 kehrte die Familie in die Bundesrepublik Deutschland zurück. Sie wohnte bis 1974 in Düsseldorf, anschließend in Villingen (Schwarzwald) und Heidelberg. 1979 hielt sie die Laudatio bei der Verleihung des Georg-Büchner-Preises an Ernst Meister. Seit 1998 lebt sie in Berlin.
Im Oktober 2005 wurde im Museum des Handwerkerhofes in Görzke, dem Ort ihrer Kindheit im Fläming, ein Raum mit Erinnerungsstücken von Eva Zeller eröffnet.
Eva Zeller veröffentlichte Jugendbücher, Romane, Erzählungen, Lyrik, Hörspiele und Essays. Frühe literarische Vorbilder sind Theodor Fontane, Gottfried Benn und Günter Eich. In ihren ersten Büchern befasste sie sich mit der Apartheidpolitik im damaligen Südwestafrika und den daraus erwachsenden menschlichen und sozialen Konflikten. Als literarische Chronistin des Nationalsozialismus schrieb sie über ihre Kindheit und Jugend im „Dritten Reich“ und profilierte sich darüber hinaus als stilistisch versierte Beobachterin der Gegenwart. Sie stellte die traditionelle soziale Rollenverteilung zwischen den Geschlechtern in Frage. In ihrer geistlichen Lyrik fand sie zu einer Sprache, die dem Inhalt der Worte neue Dimensionen eröffnet.
Mitgliedschaften, Dozentur
- 1970: P.E.N.-Zentrum Deutschland
- 1975: Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung Darmstadt, zeitweise Vizepräsidentin
- 1985: Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz[1]
- 1987: Poetikdozentur an der Universität Mainz
Preise, Auszeichnungen, Stipendien
- 1970: Georg-Mackensen-Literaturpreis
- 1974: Ehrengabe zum Andreas-Gryphius-Preis
- 1975: Droste-Preis der Stadt Meersburg
- 1977/78: Schillerstipendium des Europaforums für Literatur
- 1981: Salzburger Lyrikpreis
- 1986: Ida-Dehmel-Literaturpreis der Gedok
- 1987: Arbeitsstipendium des Landes NRW und Stipendium des Deutschen Literaturfonds
- 1988: Erzählerpreis der Stiftung Ostdeutscher Kulturrat
- 1991: Eichendorff-Literaturpreis
- 1992: Jahresstipendium des Landes Baden-Württemberg
- 1994: Buchpreis des Deutschen Verbandes Evangelischer Büchereien
- 1994: Nikolaus-Lenau-Preis der Künstlergilde
- 1999: Dr. theol. h. c. der Augustana-Hochschule Neuendettelsau
- 2007: Paul-Gerhardt-Preis.
Werke
Jugendbücher
- Kleines Herz in Afrika. Christlicher Zeitschriftenverlag, Berlin-Friedenau, o. J. 1957.
- Pitirapo. Christlicher Zeitschriftenverlag, Berlin-Friedenau, o. J. 1958.
- Amely, Christlicher Zeitschriftenverlag, Berlin-Friedenau, o. J. 1958.
- Kleines Herz in der großen Welt. Christlicher Zeitschriftenverlag, Berlin-Dahlem, o. J. 1959.
- Andelino und das Kuduhorn. Oncken, Kassel 1960.
- Der Feuersalamander. Oncken, Kassel 1961.
- Umweg durch die Wüste. Oncken, Kassel 1962.
Jugendhefte
- Wo bleibt Seraphia? (Reihe „Silberstern“.) Oncken, Kassel 1964.
- Regen Schießen. (Reihe „Silberstern“.) Oncken, Kassel 1965.
- Das Auge des Himmels. (Reihe „Silberstern“.) Oncken, Kassel 1965.
- Das Amulett. (Reihe „Silberstern“.) Oncken, Kassel 1966.
- Die Reise nach Kapstadt. (Reihe „Silberstern“.) Oncken, Kassel 1967.
- Das vergrabene Faß. (Reihe „Silberstern“.) Oncken, Kassel 1968.
- Monsieur Birnboom. (Reihe „Für stille Stunden“.) Oncken, Kassel 1968.
- Der brennende Busch. (Reihe „Für stille Stunden“.) Oncken, Kassel 1968.
- Der Fund auf dem Dachboden. (Reihe „Silberstern“.) Oncken, Kassel 1969.
- Lorettostraße drei. (Reihe „Silberstern“.) Oncken, Kassel 1969.
Prosa, Lyrik
- Die magische Rechnung. Erzählungen. DVA, Stuttgart 1966.
- Der Sprung über den Schatten. Roman. DVA, Stuttgart 1967.
- Ein Morgen Ende Mai. Zehn prosaische Lesestücke. DVA, Stuttgart 1969.
- Sage und Schreibe. Gedichte. DVA, Stuttgart 1971.
- Der Turmbau. Erzählungen. DVA, Stuttgart 1973.
- Lampenfieber. Roman. DVA, Stuttgart 1974.
- Fliehkraft. Gedichte. DVA, Stuttgart 1975.
- Die Hauptfrau. Roman. DVA, Stuttgart 1977.
- Auf dem Wasser gehn. Ausgewählte Gedichte. DVA, Stuttgart 1979.
- Solange ich denken kann. Roman einer Jugend. DVA, Stuttgart 1981.
- Tod der Singschwäne. Erzählungen. DVA, Stuttgart 1983.
- Unveränderliche Kennzeichen. Ausgewählte Erzählungen und Gedichte. Union, Berlin (Ost) 1983.
- Nein und Amen. Autobiographischer Roman. DVA, Stuttgart 1986.
- Heidelberger Novelle. DVA, Stuttgart 1988.
- Stellprobe. Gedichte. DVA, Stuttgart 1989.
- Das Sprungtuch. Erzählungen. DVA, Stuttgart 1991.
- Eva Zeller. Lyrik und Prosa. Im Auftrag der Literarischen Gesellschaft (Scheffelbund) Karlsruhe. Auswahl und Nachwort Karl Foldenauer. Literarische Gesellschaft Karlsruhe, Karlsruhe 1992.
- Ein Stein aus Davids Hirtentasche. Gedichte. Herder, Freiburg u. a. 1992.
- Die Lutherin. Spurensuche nach Katharina von Bora. DVA, Stuttgart 1996.
- Das versiegelte Manuskript. Roman. DVA, Stuttgart 1998.
- Dreißig Worte für Liebe. Erzählungen. DVA, Stuttgart/München 2002.
- Das unverschämte Glück. Neue Gedichte. Radius, Stuttgart 2006.
- Was mich betrifft. Gedichte und Balladen. Sankt Michaelsbund, München 2011.
- Hallelujah in Moll. Gedichte. Athena-Verlag, edition exemplum, Oberhausen 2013.
Herausgeberschaften, Literaturhistorische Texte
- Generationen. Dreißig deutsche Jahre. Hrsg. Eva Zeller. DVA, Stuttgart 1972.
- Lang genug habe ich gewohnt bei dem Hasser des Friedens. Hrsg. Eva Zeller, Leszek Kolakowski. Verlag am Eschenbach, Eschbach/Markgräferland 1981.
- Das Wort und die Wörter. Tradition und Moderne in der geistlichen Lyrik. Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, Abhandlungen der Klasse der Literatur, Jg. 1990, Nr. 3. Steiner, Stuttgart 1990.
- Das Kind in dem ich stak. Gedichte und Geschichten über die Kindheit. Hrsg. Irma Hildebrandt, Eva Zeller. Fischer, Frankfurt 1991.
- Die Autobiographie. Selbsterkenntnis – Selbstentblößung. Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, Abhandlungen der Klasse der Literatur, Jg. 1995, Nr. 2. Steiner, Stuttgart 1995.
Stimmen der Literaturkritik
„Was gesagt wird, wird ohne Tremolo gesagt, ohne Redseligkeit (…) Eine Aristokratie der Sprachbehandlung, die Seltenheit hat, wo weithin die Attitüde und Pointe gefragt ist.“ (André Bogaert über den Band Der Turmbau. In: La Nouvelle Revue des Deux Mondes. März 1973)
„Eva Zeller hat mit der Erzählung ihrer Kindheit und Jugend ihren Ehrgeiz proustisch hoch gespannt, und es ist gleich zu bemerken, daß ihr eine solche historische und dichterische Wiedererweckung des Vergessenen und Begrabenen in hohem Maße geglückt ist.“ (Werner Roos über den Roman Solange ich denken kann. In: Süddeutsche Zeitung. 14. Oktober 1981)
„Unvergessen scheint hier die Forderung Emile Zolas, der Autor habe nicht zu richten, sondern Tatsachen festzustellen, er habe zu protokollieren. Solche Schreibtechnik, die dem Leser das Urteil zuschiebt, bestimmt auch jene Erzählungen Eva Zellers (…) deren Handlungen und Figuren hierzulande lokalisiert sind. Keineswegs aber muß die Lebensperspektive einer Schriftstellerin, die sich das Richteramt versagt, indifferent oder standpunktlos sein.“ (Walter Hinck über den Band Tod der Singschwäne. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 29. März 1983)
„(…) ihre beschwörenden Gedichte gehören zum Besten, was die deutsche Gegenwartslyrik zu bieten hat. Auf modische Effekthascherei lässt sich Zeller nicht ein. Auch diese ‚Stellprobe’ hat sie glänzend bestanden.“ (Ernst R. Hauschka über den Band Stellprobe. In: Die neue Bücherei. 1/1990)
„Sagen wir es unumwunden: Dieses Buch ist das eigentliche literarische Ereignis des Luther-Jahres 1996. Eine ruhige, klare Prosa schreibt Zeller, und doch spürt man zwischen den Sätzen dauernde Erregung, ein Bangen um Katharina von Bora, deren Innenbild sie einfühlsam nachzeichnet, soweit ihre ‚Spurensuche’ dies erlaubt. ‚Finden, nicht erfinden’ lautet Zellers Devise. Kraftvolle Sätze auch hier, jedoch fern aller Berserker-Attitüde.“ (Neue Zürcher Zeitung vom 20. Juni 1996 über das Buch Die Lutherin.)
„In ihren herkömmlichen Vorstellungen zuwiderlaufenden Schilderungen Scheiternder deckt sie ironisch die Vielschichtigkeit der menschlichen Existenz auf.“ (Gero von Wilpert (Hrsg.): Lexikon der Weltliteratur. Band 2. dtv, München 1997, S. 1665)
„Eva Zeller hat am Ende unseres Jahrhunderts ein wichtiges und bewegendes Buch geschrieben, in dem von den bösesten Jahren eben dieses Säkulums die Rede ist und davon, wie sie bis in die Gegenwart fortwirken. (…) In jeder Hinsicht ein Buch gegen das Vergessen, geschrieben mit dem Wissen um das Gewicht der Sprache.“ (Joachim Burkhardt über den Roman Das versiegelte Manuskript. In: Der Tagesspiegel. 6. Dezember 1998)
„Alle Dichter gestalten – die einen mehr Vorgestelltes, die anderen mehr Erfahrenes. Eva Zeller tut letzteres. Alles, was sie schreibt, ist Biographie, aufgesuchtes, erinnertes, sie anfallendes Leben – vorzüglich das eigene. (...) Der Historiker muß sich aus dem heraushalten, was er erforscht. Der Dichter schärft sein Bewußtsein an dem Anteil, den er daran hat. Wer sein eigenes Leben wiedergebe, gebärde sich als Alleswisser: ‚Indem er die Lüge der Erfindung vermeidet, erliegt er der Lüge der Erinnerung‘, schreibt Eva Zeller in ‚Solange ich denken kann‘.“ (Hartmut von Hentig zum achtzigsten Geburtstag von Eva Zeller. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 25. Januar 2003)
Weblinks
- Literatur von und über Eva Zeller im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- Mitgliedseintrag von Eva Zeller bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, abgerufen am 6.11.17
- Autor
- Erzählung
- Roman, Epik
- Lyrik
- Literatur (20. Jahrhundert)
- Literatur (Deutsch)
- Kinder- und Jugendliteratur
- Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung
- Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur
- Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland
- Ehrendoktor der Augustana-Hochschule Neuendettelsau
- Person (Eberswalde)
- Deutscher
- Geboren 1923
- Frau