Forst- und Jagdmuseum
Der Fundus des Forst- und Jagdmuseums Görzke geht auf die Sammelleidenschaft von Friedrich Lüddemann zurück. Seit über 40 Jahren hat er Forstwerkzeuge, -geräte und -maschinen vor der Verschrottung gerettet und damit wesentlich dazu beigetragen, dass forstliche Kulturgüter erhalten geblieben sind. So stapelten sich tausende Exponate auf seinem heimatlichen Hof in Roßlau und in seinem Forstamt Hundeluft, ehe mit der Gemeinde Görzke 2006 ein Partner gefunden wurde, der sich für ein Forstmuseum auf dem historischen Handwerkhof entschied und vor allem auch den aufwendigen Aufbau unterstützte.
Zeitgleich mit dem jährlichen Görzker Töpfermarkt zum Osterwochenende wurde im Jahr 2007 der erste Raum des Forstmuseums der Öffentlichkeit vorgestellt und in den Museumsbetrieb des Handwerkerhofes integriert. Die positive Resonanz hatte zur Folge, dass weitere Forstmänner sich für die Entwicklung des Museums engagierten und das Museumsteam von acht Mitgliedern als Ausschuß Forst- und Jagdmuseum im Förderverein Görzke e. V. mitwirkt.
Einige tausend Stunden ehrenamtliche Tätigkeit für den weiteren Ausbau und die Gestaltung der Museumsräume waren die Voraussetzung, dass Ostern 2014 der zweite und im Dezember 2014 der dritte Ausstellungsraum feierlich eröffnet werden konnte. Damit verfügt das Museum über ca. 700 m² Ausstellungsfläche.
Auf dem Handwerkerhof wurden Freiflächen zur Verfügung gestellt, um größere Maschinen und Geräte für die Bodenbearbeitung, Pflanzung, Kulturpflege und Holzbearbeitung ausstellen zu können. Diese Maschinen bilden eine anschauliche Verbindung zu dem Horizontalsägegatter der Firma Kirchner aus Leipzig von 1898.
Bedeutsam für das Museum ist die Unterstützung des Landesbetriebes Forst Brandenburg durch Leihgaben, die wesentlich zu einer weiteren Aufwertung der Sammlungen beitragen. Auch betriebliche und private Sponsoren haben dem Forstmuseum durch finanzielle oder materielle Unterstützung geholfen.
Bei der Gestaltung des Museums wurde davon ausgegangen, mit den Exponaten dem Besucher möglichst anschauliche Informationen über die vielfältigen Aufgaben der Forstwirtschaft in der Vergangenheit zu vermitteln.
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Im 1. Ausstellungsraum sind thematisch dargestellt die Saatgutgewinnung und -behandlung, die Bodenbearbeitung, Pflanzung und Pflege mit Handgeräten in kleinen Forstbaumschulen sowie die Pflanzung und Pflege bei der Neuaufforstung. Für den Holzeinschlag werden Werkzeuge, Geräte und Maschinen ausgestellt, wobei besonders die Motorsägen die technische Entwicklung von fast 100 Jahren dokumentieren.
Werkzeuge, Geräte und Maschinen für die Gewinnung von Kiefernrohharz ab den 1920er Jahren bis 1990 lassen die Schwere dieser Arbeit erkennen.
Die Waldbrandkarte des Forstbetriebes Roßlau mit den Feuerwachtürmen
ist die Grundlage, um mit den früheren Gefahren und Problemen des Waldbrandschutzes bei unseren Führungen vertraut zu machen.
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Die Balken der Dachkonstruktion gliedern den 2. Ausstellungsraum im Obergeschoss und wurden zur Gestaltung genutzt. In den einzelnen Bereichen werden Arbeitsschutzbekleidung, Werkzeuge und Geräte für Wegebauarbeiten in früheren Zeiten und Geräte für die vielfältigen Aufgaben zum Schutz der Forstkulturen ausgestellt. In einem kleinen Forstbetriebsbüro der 1980er Jahre und dem Dienstzimmer eines Revierförsters kann der Besucher die Ausstattung zu damaliger Zeit erkennen. Der Instandsetzung und Pflege der Werkzeuge der Waldarbeiter ist ein weiterer Bereich gewidmet.
Der Bereich der forstlichen Nebenproduktion war schwierig zu gestalten, denn hierzu gehörten in den Forstbetrieben sowohl die Herstellung von Stielen, Zäunen, Birkensaft, Korbweidenerzeugnissen, Gartenlauben, Garagen, Einfamilienhäusern und einer Vielzahl von anderen Konsumgütern. In Schränken und Vitrinen sind Werkzeuge für die Markierung von Holzsortimenten und Modelle der vielen früheren Sortimente beim manuellen Holzeinschlag ausgestellt. Uniformen und eine Tafel mit den Dienstgraden der in der Forstwirtschaft der DDR Beschäftigten ergänzen die Ausstellung.
Die Giebelwand des Raumes ist besonders attraktiv durch Exponate des Schnitzzirkels des ehemaligen Staatlichen Forstwirtschaftsbetriebes Belzig gestaltet. Beim Forstbetrieb wurde im Mai 1970 dieser Zirkel gegründet, der als anerkanntes Volkskunstkollektiv bis 1990 viele Wandgestaltungen aus Holz für Betriebe und Einrichtungen, Kindergärten und Schulen schuf, was in einer Chronik festgeschrieben wurde.
In diesem Ausstellungsraum befindet sich auch die Bibliothek des Forst- und Jagdmuseums, zu der einige tausend Bücher, Zeitschriften, Fotos und Dias vergangener Zeiten gehören.
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Im 3. Ausstellungsraum kann sich der Besucher zum Thema Jagd und Naturschutz informieren. Auf vielen Schautafeln sind heimische Pflanzen und Tiere dargestellt. Tierpräparate bringen vor allem Kindern die heimische Tierwelt näher. Traditionelle Gerätschaften zur Ausübung der Jagd im Sinne der Hege und Pflege der Wildbestände werden ausgestellt. Für Jäger sind die z. T. sehr alten Trophäen, Decken und Felle interessant.
Dem Museum wurde eine umfangreiche Sammlung unterschiedlichster Fallen für den Tierfang geschenkt, wie er heute in Deutschland nicht mehr angewendet wird, aber in anderen Ländern noch üblich ist.
Neben der musealen Darstellung forstlichen Wirkens haben wir uns auch die Aufgabe gestellt, durch interessante Veranstaltungen und Vorführungen noch mehr Leben auf den Görzker Museumshof zu bringen. So werden zum jährlichen „Tag des Waldes“ im September Maschinen im Einsatz gezeigt, die Besucher können mitwirken, Jagdgesellschaften stellen ihre Hunde zur Schau und Jagdhornbläser bringen ihre Signale zum Besten. Bei traditioneller gastronomischer Betreuung sind diese Tage interessant für die ganze Familie.
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Bei Ihrem nächsten Besuch unseres Museums schauen sie bitte auch ins Gästebuch und berichten uns über ihre Eindrücke.
Im August 2016 äußerte sich Außenminister Frank-Walter Steinmeier bei einem Besuch lobend zu unserem Engagement.
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Weitere umfangreiche Informationen und Bilder:
www.forstundjagdmuseumgoerzke.de
Wolfram Schulz